Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt

(Friedrich v. Schiller, "Wilhem Tell")


In gewisser Weise geht auch es in unserer Geschichte, wie im oben zitierten Wilhelm Tell, um den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Tyrannei. Hier die Erzählung eines der führenden Aufständischen:


Aufgewachsen bin ich wohlbehütet am Hofe meiner Eltern, deren früher Tod einen teilweise noch unerfahrenen jungen Mann gezwungen hat, ihre Nachfolge anzutreten. Unerfahren, aber nichtsdestotrotz noch voll von dem Idealismus der mit der Jugend einhergeht. Mehr als für meinen Stand üblich, setzte ich mich für die Rechte der Bauern ein und fühlte mit dem Landvolk - innere Unruhen waren für mein Reich ein Fremdbegriff. Deshalb - und um meinen Nachbarn meinen guten Willen zu demonstrieren – reduzierte ich meine Streitmacht auf ein minimales Kontingent als persönliche Leibgarde.

Oh welch ein Fehler doch die überschwängliche Hoffnung auf Rechtschaffenheit Anderer sein kann. Einer meiner Nachbarn sah meine Friedfertigkeit als willkommene Einladung. Nur der Aufopferung einiger Vertrauter ist es zu verdanken, dass ich der Hand seiner Schergen entkommen konnte. Dem letzten Überlebenden meiner Männer gelang es, mich schützend, zwischen den feindlichen Reihen durchzubrechen und mir so trotz seiner schweren Verletzungen die Flucht in die Wäldern meiner Heimat zu ermöglichen, in denen wir uns auf lange Zeit gemeinsam verstecken sollten.

Hier wurde ich gestählt, lernte in der Natur zu überleben und sah alleine in meinem nur langsam genesenden Gardisten einen letzten Verbündeten. Mit dem Glauben an das Gute im Menschen zerstört, musste tiefer Hass gegen den Usurpator und Peiniger meiner ehemaligen Schutzbefohlenen mein einsames Dasein bestimmen! Es sollten Jahre vergehen, bis ich diese Einstellung erneut revidieren musste: Eines trüben Morgens sah ich auf meinen Streifzügen am Waldesrand, wie eine Transportkutsche des Despoten von einem losen Haufen hilfsbereiter Rabauken überfallen, und deren Inhalt an die unterdrückten und verarmten Bauern verteilt wurden. In diesem Moment wurde ein Funke in mir entzündet und alles drang danach, mit diesen Leuten zusammen, vereint, ein gemeinsames Ziel, den Sturz des Tyrannen, zu erreichen! Aus dem Schatten der Bäume hervortretend, glühte ich innerlich vor Tatendrang und Ernsthaftigkeit, die ganz der Würde meines ehemaligen Standes entsprachen. Ich wurde aufgenommen und erarbeitete mir in kürzester Zeit eine führende Rolle in der Truppe, die von meiner Kenntnis der Länder und von meinem strategischen Wissen profitierte. Durch unsere Erfolge gewannen wir schnell im Volk an Beliebtheit. Mehr und mehr schlossen sich uns an, mehr und mehr litt der Reichtum des Oligarchen, mehr und mehr sind wir nun bereit einen finalen Schlag gegen ihn zu vollführen, von dem sich seine ganze Familie nicht wieder erholen soll...

 

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